Archive for the ‘Politik’ Category

Hitze statt Erdbeben

14. März 2011

Ich habe mich damals schon gewundert, dass diese Nachricht so wenig Resonanz in der öffentlichen Wahrnehmung gefunden hat. Angesichts der aktuellen Ereignisse ist es mir daher ein Bedürfnis, sie wieder hervorzukramen:

Hitze verursacht Kühlwasser-Problem bei Kraftwerken

Atomkraft ist sicher und sauber? Träumen Sie weiter, Frau Merkel. Und ich hoffe inständig, dass Sie mit Ihrem billigen Wahlkampfmanöver keinen Erfolg haben werden…

Werbung

Fußnoten

1. März 2011

Kein Scherz, das Buch gibt es wirklich:Im Vorwort zitiert der Schriftsteller Friedrich Torberg den Minnesänger Süßkind von Trimberg:

Wer adelig sich beträgt, soll mir für edel gelten.

Es handelt sich allerdings um ein Werk des Großvaters unseres Bundesplagiatsministers, und wenn man der Amazon-Rezension glauben darf, hat es ein anderes Kaliber als dessen Machwerk. Überhaupt scheint Opa Guttenberg (der ebenfalls CSU-Bundespolitiker war) ein anderes Verhältnis zu Werten gehabt zu haben und rotiert momentan wahrscheinlich im Grab. Was einiges aussagt über den Zustand des Adels und des Konservativismus in Deutschland…

Werte

25. Februar 2011

Die laxe Art, mit der gerade die christdemokratische Prominenz mit dem dreisten geistigen Diebstahl umgeht, den einer ihrer Jungstars begangen hat, zeigt eine offensichtliche Missachtung des Leistungsprinzips oder des Respekts vor fremdem (geistigem) Eigentum – von so banalen wie basalen Werten wie Ehrlichkeit einmal ganz abgesehen.

Schon lange, ach was, wahrscheinlich noch nie habe ich in der HAZ einen Artikel gelesen, der mir so sehr aus der Seele gesprochen und meine Gedanken so auf den Punkt gebracht hat wie der heutige Artikel „Prinzip und Parodie“ im Kulturteil. Lieber Karl-Ludwig Baader: Danke dafür und mehr davon!

Drum prüfe, wer sich bindet

21. Januar 2011

Ich arbeite in einer sehr konservativen Branche, und deshalb trägt man – zumindest in meiner Abteilung bzw. auf meiner Ebene – Anzug und Krawatte.
Manche Bekannte bemitleiden mich deswegen, aber ich habe damit kein Problem, im Gegenteil: ich trage gerne Anzüge, und abends kann ich mit der Arbeitskleidung gleichzeitig auch die Gedanken ans Büro ablegen und so den Arbeitstag symbolisch beenden.

Leider unterliegen viele Männer – auch in meiner Firma – dem Irrglauben, dass man mit einem Anzug automatisch gut gekleidet ist. Dem ist ganz und gar nicht so, gibt es doch einige Fallen, in die man dabei tappen kann! Das Schlimmste, was man im Büro leider viel zu häufig sieht, sind Motivkrawatten. Liebe Kollegen, falls ihr das hier lest: Motivkrawatten – egal ob mit Mickey-Mäusen, Uhren, Autos, 1001 Dalmatinern oder was auch immer – gehen gar nicht! Im Karneval vielleicht, beim Kegelausflug oder bei Familienfeiern – im Berufsleben jedoch sind Motivkrawatten ein absolutes No-go! (Außer vielleicht man heißt Werner Porsche und kann quasi seinen Namen als Motiv tragen…)

Warum schreibe ich das hier und was hat das mit Hannover zu tun? Nun, der grüne Bundestagsabgeordnete Sven-Christian Kindler aus Hannover weigert sich, im Bundestag als Schriftführer eine Krawatte zu tragen. Und mal ganz abgesehen von der Frage, ob man sich als Abgeordneter der Würde des Hauses entsprechend kleiden sollte – das Tragen einer Krawatte bedeutet eben nicht automatisch, dass man gut (oder „würdig“) gekleidet ist. Auch wenn ein CDU-Ossi das anders sieht.

Dass es noch schlimmere Krawatten gibt als solche mit Motiv konnte man übrigens unlängst im britischen Unterhaus sehen…

Lister Straßen

10. November 2010


Während der 12 Jahre des „Tausendjährigen Reiches“  besaß fast jeder Ort in Deutschland eine Adolf-Hitler-Straße.  Nach 1945 beeilte man sich, diese schnell wieder umzubennen. Heute ist es natürlich undenkbar, dass eine Straße nach einem Nazi benannt wäre – oder doch nicht?

Namensgebende Orte und Personen scheinen unproblematischer zu sein, je weiter man in der deutschen Geschichte zurückgeht. Für eine kritische Diskussion von Straßennamen setzt sich eine neue Initiative ein, über die die HAZ heute berichtet. Die Bedenkenträger und Abwiegler tummeln sich direkt wieder in den Kommentaren, die sinnvollen Denkanstöße scheinen bei vielen Hannoveranern auf wenig Resonanz zu stoßen. Dabei geht es der Initiatvie offenbar gar nicht darum, Dutzende von Straßen umzubenennen, sondern lediglich um eine bewusste Auseinandersetzung mit Sinn und Zweck von Straßen- und damit auch Ehrennamen.

Aber während es für mich immer selbstverständlich war, nach jedem meiner vielen Umzüge herauszufinden, wem oder was ich meine neue Adresse zu verdanken habe, stieß das bei den meisten meiner Bekannten auf Unverständnis – offensichtlich ist es den meisten Menschen egal, woher ihre Straße den Namen hat. Solange es nicht Adolf Hitler ist…

Als Kompromiss finde ich daher die in Hannover gelebte Praxis gut: die Straße behält ihren Namen, lediglich der Namensgeber wird ausgetauscht. So könnte die Walderseestraße zukünftig nach Franz statt Alfred benannt sein, die Roonstraße nach Ger van statt Albrecht von und das Weddigenufer nach Peter Florens statt Otto.
Der Waterlooplatz könnte einfach nach der gleichnamigen belgischen Stadt benannt sein oder nach einem Maler  – wobei ich hier der Meinung bin, dass angesichts der großen Bedeutung dieser Schlacht für die europäische Geschichte der Name durchaus seine Berechtigung hat.

Auch wenn ich also der Argumentation dieser Initiative nicht immer zustimmen kann, bin ich dennoch froh, dass es Hannoveraner gibt, die sich Gedanken über Sinn und Bedeutung von Straßennamen in meinen Stadtteil machen.

Auf mehr als einem Auge blind

29. Oktober 2010

Ich komme sehr häufig am sogenannten „Gerichtparkplatz“ hinter dem Amtsgericht vorbei, ärgere mich jedesmal über diesen Schandfleck und wundere mich, dass Innenstadtgrundstücke, die in anderen Großstädten Millionen wert sind, in Hannover einfach so brachliegen. Erfreut war ich also über die Nachricht, dass die Freifläche demnächst mit einem neuen Justizzentrum bebaut werden soll. Egal, wie das Gebäude dann mal aussehen wird – schlimmer als jetzt kann es nicht werden.

Obwohl ich kein Auto besitze und passionierter ÖPNV-Nutzer bin, wundere ich mich dennoch, mit welcher Lässigkeit die Parkplatzfrage von der Stadt behandelt wird. Ob zusätzlicher Parkraum für 1.700 Mitarbeiter und wahrscheinlich mehrere hundert tagliche Besucher geschaffen wird? Die Stadt wartet einfach mal ab. Der selben Stadt, die sich äußerst restriktiv bei der Umweltplakette gezeigt hat und die sogar überlegt, auf Ausfallstraßen Tempo 40 einzführen, ist es offenbar egal, dass es bei fehlenden Stellplätzen zu steigendem Parkplatzsuchverkehr und wahrscheinlich auch ordnungswidrigem Abstellen von Autos kommen wird – aber Letzteres könnte ja wiederum das Stadtsäckel füllen.

Aber nachdem ich neulich wieder Ewigkeiten an der Fußgängerampel an Vier Grenzen warten musste, nur weil die Stadt keine intelligente Schaltung hinkriegt (und damit meine ich auch eine grüne Welle auf der Podbi), wundert mich gar nichts mehr.

Noch ärgerlicher finde ich allerdings, dass womöglich das wunderschöne Backsteingebäude in der Hinüberstraße dem Neubau weichen muss – jedesmal freue ich mich beim Vorbeigehen über diese Fassade und wundere mich, dass ein so schönes Gebäude keinen Investor findet. Das Land Niedersachsen scheint da anders zu denken – in der Ausschreibung findet das Gebäude keine Erwähnung, was der Investor damit macht, bleibt ihm freigestellt. Da kann man nur hoffen, dass sich der Name der Straße nicht bewahrheitet…

Den Bogen überspannt

28. September 2010

„Region Hannover hält den Leinebogen für kaum umsetzbar“ titelt die HAZ heute im Lokalteil, und listet endlich mal sachlich die Argumente auf, die gegen dieses Wahnsinnsprojekt sprechen. Damit dürfte das Thema dann hoffentlich vom Tisch sein. Von Visionen war die Rede, die man nicht schon im Voraus kleinreden solle – jetzt zeigt sich, dass man vielleicht doch besser etwas auf dem Boden geblieben wäre und sich im Vorfeld mit grundlegenden Fragen beschäftigt hätte.

Wobei ein Kommentator es richtig auf den Punkt bringt:  „Es handelt sich um eine Phantomdiskussion, die es nicht gäbe, wenn sie nicht von der HAZ angeschoben worden wäre.“

Ich hoffe, sie ist damit jetzt beendet…

Wenn in Springfield Bundestagswahlen wären…

17. September 2010

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Zwei Plakate (CDU und Linke) wurden im Netz gefunden, der Rest sind Eigenkreationen. Alle Parteien gibt oder gab es tatsächlich, fast alle Plakatvorlagen samt Slogans sind ebenfalls originär – bis auf zwei (ratet, welche…)

In Bausch und (Leine-)Bogen

7. September 2010

Walle, Walle„Ja, ist denn schon der 1. April?“ fragte ich mich wirklich, als ich vor einigen Tagen folgende Überschrift las: 

Hannover soll einen riesigen Freizeitsee erhalten“

Auch nach Lektüre des Artikels konnte ich nicht glauben, dass dieses gigantomanische Projekt ernst gemeint sein soll. Die FolgeArtikel der letzten Tage zeigen aber das Gegenteil. Und einige Hannoveraner scheinen die Hoffnung zu hegen, dass ihre Stadt mit Hilfe dieses Drei-Schluchten-Damms aus der sprichwörtlichen Mittelmäßigkeit entkommen kann.

Aber viele weitere Worte zu diesem Projekt kann ich mir sparen – beim Nachtlicht ist schon alles gesagt worden…

Hannover-Image II

27. Juli 2010

Es gibt zweifelsohne einige positive Dinge in Hannover – aber wenn man sie gegenüber Leuten lobt, die schon länger hier wohnen, bekommt man oft zu hören: „Ja, das ist erst seit der Expo so“.
Der wirklich vorbildliche ÖPNV, das gute S-Bahn-Netz, die Niki de Saint Phalle-Promenade, die Amüsiermeile Steintorviertel, der Flughafen, der Hauptbahnhof – das sind nur einige Dinge, die mir spontan einfallen und die es in dieser Form und Qualität (angeblich) erst seit der Expo gibt.
Wie wichtig und bedeutend die Weltausstellung für die Stadt gewesen sein muss lässt sich auch daraus ersehen, dass die HAZ seit Wochen in einer Serie das Ereignis Revue passieren lässt. Offenbar hat Hannover zu diesem Anlass erstmals den Duft der großen weiten Welt geschnuppert…

Das lässt wieder mal Rückschlüsse auf die Ursache für das schlechte Image der Stadt zu: wenn so viele positive und großstädtische Errungenschaften erst seit zehn Jahren bestehen, muss Hannover in den Jahrzehnten davor wirklich so langweilig, provinziell und durchschnittlich gewesen sein, wie der Ruf, der der Stadt immer noch anhängt.

Das Image ist also historisch gesehen vielleicht gar nicht unbedingt falsch, sondern nur nicht mehr aktuell?