Posts Tagged ‘Kunst’

Merz in London

1. Februar 2011

Heute nicht mehr vorstellbar, aber in den 1920er Jahren war Hannover – neben Berlin, Köln, Zürich, Paris und New York – ein Ort revolutionärer Kunstströmungen, ein Zentrum der Avantgarde, eine Hochburg des Dadaismus.

Davon ist leider nicht allzuviel geblieben. Eines der berühmtesten Dada-Werke, Kurt Schwitters‘ Merzbau, hat – wie so vieles andere in Hannover – den 2. Weltkrieg nicht überlebt. Lediglich eine Rekonstruktion im Sprengel-Museum gibt einen ungefähren Eindruck von diesem (im doppelten Wortsinn) schrägen, begehbaren Kunstwerk.

(Es ist, nebenbei gesagt, geradezu erschütternd, wie vielen eingeborenen Hannoveranern weder Schwitters noch der Merzbau bekannt sind – selbst das wunderbare Gedicht an Anna Blume kenne viele nicht. Und leider stößt moderne Kunst in dieser Stadt immer wieder auf Ablehnung – bestes Beispiel dafür sind die Nanas: wird heute damit fleißig geworben, wurden sie bei ihrer Aufstellung 1974 noch von vielen als Verschandelung des Leineufers gesehen. Auch der Glasbau der Nord-LB am Aegi stößt bei vielen Menschen um mich herum unverständlicherweise auf Ablehnung. Aber der aktuelle Hang zur historisierenden Rekonstruktion von Stadtbildern ist ein anderes Thema, das ich an dieser Stelle nicht weiter verfolgen will…)

Der Merzbau ist, wie gesagt, viel zu vielen Hannoveranern kein Begriff. (Auch darüber könnte ich mich auslassen, was viele auf ihre Stadt so stolze Hannoveraner alles gar nicht kennen – vielleicht gibt es dazu später mal einen eigenen Post…). Aber dass Schwitters im Exil zwei weitere Merzbauten in Angriff nahm – einen in Norwegen, einen weiteren in England – war auch mir bis dato nicht bekannt. Deshalb freue ich mich, dass ein in London lebender Ex-Hannoveraner darüber in seinem Blog berichtet!

Sonntags im Museum

15. März 2010

Was bietet sich an einem verregneten Sonntag wie dem gestrigen mehr an als ein Ausstellungsbesuch? Endlich habe ich es mal geschafft, dem Sprengel-Museum einen Besuch abzustatten. Peinlich genug, dass es so lange gedauert hat…

Und ich war ziemlich überrascht – von der Größe, die man dem Bau von Außen gar nicht ansieht, von der Architektur mit den vielen interessanten Blickachsen, und von der Qualität der Exponate, die ich nicht unbedingt erwartet hatte. Und wenn der Anbau fertig ist, kann das Museum wahrscheinlich sogar mit dem Museum Ludwig mithalten, das ich bislang etwas vermisst hatte.

Glücklicherweise ist mir auch noch eingefallen, warum mir das Plakat aus der Rodtschenko-Ausstellung so bekannt vorkam…

Zinnober

6. September 2009

Wie schon angekündigt, jetzt mal mehr Bilder und weniger Text…

Zinnober Kunstvolkslauf, 05.09.09

Schick und schrill vs. bieder-humoresk

21. Dezember 2008

Was gibt es an einem grauen, trüben Sonntag Schöneres als einen Museumsbesuch? Zumal ich im Wilhelm-Busch-Museum nicht nur meine Fünferkarte für die Ausstellungsreihe Hannover goes fashion wieder zum Einsatz bringen konnte, sondern dort gleichzeitig ein seltenes Gipfeltreffen stattfand, das sogar im Preis inbegriffen war: Carl Spitzweg und Wilhelm Busch.

Die Modeaustellung kann durchaus als Highlight des Projekts bezeichnet werden. Anhand von Karikaturen, die auch heute noch zum Schmunzeln anregen, und Zeichnungen werden drei Jahrhunderte Modegeschichte lebendig. Kurze Beschriftungen geben Aufschluss darüber, was zu welcher Zeit getragen wurde und wie die Mode zustande kam. Auch Originalkleidung aus verschiedenen Epochen kann bewundert werden. Lehrreich, gut präsentiert und teilweise wunderschön – was kann man mehr von einer Ausstellung erwarten?

Ähnliches gilt auch für die Doppelausstellung Spitzweg – Busch. Man kann nicht nur einige der berühmtesten Bilder des deutschen Biedermeiermalers und Originalzeichnungen des berühmten Zeichners bewundern, es werden auch erstaunliche Parallelen zwischen Beiden aufgezeigt und interessante unbekannte Facetten der Künstler präsentiert. Ebenfalls sehenswert!

DRESSing the MESSAGE

11. November 2008

dressingthemessageNach einer lohnenswerten Visite eines Kölner Museumshighlights am Sonntag folgte heute bereits der nächste Ausstellungsbesuch, diesmal in Hannovers Aushängeschild für moderne Kunst, dem Sprengel-Museum. Meine Fünferkarte für die Ausstellungsreihe Hannover goes fashion war erst zu zwei Fünfteln verbraucht, und da das Jahr schon fast um ist, die Reihe sich dem Ende zuneigt und ich eine Ausstellung bereits verpasst habe, beschloss ich, den langen Museumsdienstag zu nutzen und die „Transformationen von Kunst und Mode“ mal in Augenschein zu nehmen.

Was direkt beeindruckt ist das Gebäude des Sprengel-Museums. Sehr schön am Maschsee gelegen bietet es einen interessanten modernen Kontrast zu Hannovers blauem Auge und umfasst auch eine sehr gute Buchhandlung sowie ein noch zu testendes Restaurant.
Die Ausstellung selbst ist von allen, die ich bislang aus der Reihe gesehen habe, mit Abstand die interessanteste, abwechslungsreichste und herausforderndste. Die Exponate sind – vom gemeinsamen Nenner der Auseinandersetzung mit Mode mal abgesehen – in Form, Stil und Inhalt sehr verschieden und umfassen Bilder, Fotografien, Skultpturen und Installationen. Man muss nicht alle gut finden, man kann nicht alle verstehen, aber dennoch bieten sie eine interessante künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema.

Und die Sammlung vom Sprengel kommt demnächst auch noch dran…

Begehrte Männer

8. September 2008

Hannover Goes Fashion“ heißt ein aktuelles Ausstellungsprojekt, dass zurzeit zehn örtliche Museen, Ausstellungshäuser und Kulturinstitutionen veranstalten. Eine gute Gelegnheit, gleichzeitig ein wenig die Museumslandschaft kennenzulernen!

Gestartet bin ich gestern mit der Ausstellung „Begehrte Männer – Dresscodes, die die Welt bedeuten“ im Landesmuseum, die recht interessant klang. Das Ergebnis fand ich allerdings eher enttäuschend: ein paar Kleiderpuppen vor ein paar eher wahllose Gemälde zu stellen, um zu demonstrieren was man zu welchem Anlass trägt, fand ich dann doch ein wenig mager.  Von einem Museum erwarte ich schon einen etwas kritischeren Ansatz und mehr Aha-Effekte. Aber vielleicht habe ich mich auch bereits zu viel mit dem Thema beschäftigt, konnte ich doch letztens sogar eine Schneidermeisterin damit verblüffen, dass mir der Begriff „Pattentaschen “ geläufig ist.
Insgesamt wirkte die Ausstellung eher so, als habe man sich am Projekt beteiligen wollen, hatte so recht aber keine Idee wie,  und ein Museumsmitarbeiter kannte dann jemand bei einem großen Herrenausstatter , und so hat man dann was zusammengeschustert. Die Anzüge sind zwar äußerst sehenswert, aber dafür kann man auch in der Ernst-August-Stadt einen Schaufensterbummel machen.

Sehenswert und den Eintritt wert ist allerdings das Landesmuseum an sich: ein sehr schöner, riesiger Bau, in dem nicht nur eine äußerst umfangreiche Gemäldegalerie untergebracht ist, für deren intensiven Besuch man mehrere Tage, wenn nicht Wochen bräuchte, sondern darüber hinaus noch ein Sammelsurium anderer Exponate zu Archäologie, Zoologie, Geologie, Völkerkunde und sogar ein Vivarium machen das Landesmuseum zu einer Wunderkammer  barocken Ausmaßes. Irgendwie antiquiert, irgendwie provinziell, aber irgenwie auch sympathisch…